Geschichte des Schwörmontags
Der Ulmer Nationalfeiertag

© Stadtarchiv Ulm
Diese Tradition hielt sich, unterbrochen von einigen politischen Umwälzungen, bis ins Jahr 1802, als Ulm den Status als Reichsstadt verlor und bayerisch wurde. Die Stadt hatte nun schlicht keine eigene Verfassung mehr, die es zu beschwören galt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Wunsch nach einer Wiederbelebung des politischen Schwörmontags laut. Es gehört zur historischen Wahrheit, dass die Nationalsozialisten die Tradition aufgriffen und ihren Bürgermeister am Schwörmontag des Jahres 1933 mit einer Massenveranstaltung im Donaustadion ins Amt setzten.
Nach dem zweiten Weltkrieg hauchte Oberbürgermeister Theodor Pfizer dem Ulmer Brauch neues Leben ein. Eine reine Fortsetzung alter Riten kam dabei für ihn nicht in Betracht. Reichsstädtische Zeiten waren lange vorüber und bindende Wirkung hatte der Schwur politisch gesehen ohnehin nicht mehr. Vielmehr sollte das Stadtoberhaupt am Schwörmontag über das abgelaufene Jahr berichten und den Ulmern einen Ausblick auf die bevorstehenden Aufgaben geben. Dieser Grundgedanke ist bis heute das geistige Fundament des Schwörmontags, der seit 1949 immer am vorletzten Montag im Juli gefeiert wird.
Gut fünfzig Jahre später flammten aber, trotz des jährlich von der Gemeinschaft beschworenen Willens eines friedlichen Miteinanders, erneut Konflikte auf. Der Rat wurde um 40 Mitglieder erweitert, wovon 30 von den Zünften und zehn von den Patriziern entsandt wurden. Was die Kräfteverhältnisse weiter zugunsten der Zünfte veränderte. Die neuen Mehrheitsverhältnisse wurden in der Verfassung von 1397, dem "Großen Schwörbrief", festgehalten. Der geistige Inhalt wurde nunmehr Jahr für Jahr am 23. April, dem St. Jörgen-Tag, beschworen.